Deshalb geht es im Umgang mit dem Klimawandel nicht nur um Wirtschaft und Sachthemen sondern auch um Gefühle. Um Poesie, Bilder und Musik.
Motivation lässt sich nicht "von Aussen" erzwingen. Wenn etwas für einen Menschen persönlich wichtig ist, lässt er sich emotional berühren. An dieser Stelle kommt die Kunst ins Spiel.
Das ist übrigens auch der Ansatz von Cyril Dion (bekannt u.a. durch den Film "Tomorrow") in seiner "Kurzen Anleitung zur Rettung der Erde" Sein Konzept: Emotionen wecken und mit neuen Narrativen Massen mobilisieren, um die Trägheit politischer Prozesse zu überwinden.
Am Ende geht es aber um Inspiration, auch durch realisierte Erfolgsgeschichten.
Gefühle lösen Handlungen aus. Du hast Durst, also holst Dir ein Bier. Du bist wütend auf den Chef und beschließt, zu kündigen. Du hast Angst vor einer Klimakatastrophe und ... was jetzt? Verkriechen? Verdrängen? Aktiv werden?
Motivation ist die Summe der Prozesse, die zielgerichtetes und zukunftsorientiertes Verhalten (bzw. die Bereitschaft, Energie in ein bestimmtes Verhalten zu investieren) veranlassen, leiten und aufrechterhalten. Anerkennung spielt ebenfalls eine große Rolle.
Du bist ein brasilianischer Holzfäller, der um seinen Lebensunterhalt kämpft. Warum solltest Du so etwas abstraktes wie Klimaschutz befürworten, wenn dadurch Dein Arbeitsplatz gefährdet wird?
Du bist ein wohlhabender Mensch. Klimaschutz ist Dir wichtig. Was könnte Dich motivieren, zu einer guten Bezahlung von Holzfällern beizutragen, damit sie dazu übergehen, den Wald zu erhalten?
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Es müssen ja nicht alle Menschen einer Ökopartei oder Aktivistegruppe beitreten. Es dürfte reichen, sie gut dafür zu bezahlen, Solaranlagen, Windräder oder Elektroautos zu bauen und zu warten, Dächer und Fassaden zu begrünen, Ökolandbau zu betreiben, Infrastrukturanlagen neu zu planen, Verwaltungsprozesse zu verschlanken - und vieles mehr.
Im Grunde geht es darum, vorhandene Lösungen wie z.B. Solar- und Windenergie, Dachgärten, Wiederverwertung von Brauchwasser (und vieles, vieles mehr) so in unser tägliches Leben zu integrieren, als sei es das selbstverständlichste auf der Welt. Dann ist es in wenigen Jahren das selbstverständlichste der Welt, so wie heute in den meisten Innenräumen nicht mehr geraucht wird.